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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 247 mal aufgerufen
 Schule-intern (erledigt)
Claudi Offline



Beiträge: 62

09.09.2008 20:27
Melina&Claudi: Herr Rietzelinterview Antworten

"Vormittags Schüler quälen..."

Wir haben uns für euch in das grüne Kellerverließ gewagt, wo Herr Rietzel Deutsch und Geschichte auf seine ganz eigene Art mit viel liebevoller Ironie noch vor wenigen Wochen unterrichtet hat. Jedoch verließ er die Georg-Forster Oberschule, um am Coppi zu unterrichten - für einige ein Segen, andere sind dabei jedoch nicht so "happy". In einem abschließenden Gespräch haben wir mit ihm über seine Kindheit, sein Leben und über seine Zeit als Lehrer geredet.

Ponk: Welches ist ihr Lieblingsbuch bzw. Autor?
Ich nehme mal als Lieblingsautoren zwei, nämlich Stefan Heym mit dem Buchtitel „Nachruf“ und Christa Wolf. Bei Christa Wolf möchte ich mich nicht festlegen, da habe ich alles mit Begeisterung verschlungen und lese es jetzt auch immer wieder mal. Wenn man so in den lyrischen Bereich reingeht, Hermann Hesse mit seinen Gedichten und Goethe und Schiller lesen ist immer wieder einfach schön. Einfach schön.

Wieso sind Sie Lehrer geworden? Hatten Sie als Schüler andere Pläne?
Als Kind hatte ich überhaupt keine Berufswünsche. Zum zarten Alter von vier oder fünf Jahren wollte ich mit meinem Nachbarskumpel, der genauso alt war, LKW-Fahrer werden (lacht). Wir haben immer im Trittroller sitzend auf der Straße gestanden und LKWs gewunken, die da vorbei kamen. Und dann stand in der 11.Klasse ja so langsam die Entscheidung an und da wollte ich eigentlich Bauingenieur werden, also Architektur und Bauwesen studieren. Da hätte ich aber, da ich nicht bei der Armee war ein Praktikum im Bau machen müssen und das konnte ich aber wegen meiner damaligen Wirbelsäulenprobleme, die vom Sport herrührten, nicht machen. Dann habe ich mir mit einem Klassenkameraden überlegt, wir bewerben uns an der Filmhochschule Babelsberg. Da schrieb man uns dann wir sollten doch unsere selbstgedrehten Super-8-Filme und ein paar Drehbücher einschicken. Wir hatten weder Drehbücher noch Super-8-Filme (lacht). Und dann hab ich mir überlegt, was machst du denn nun? Da habe ich mir für den Lehrerberuf entschieden. Wobei ich sagen muss, dadurch, dass ich nie ungern zur Schule gegangen bin, war das jetzt keine Notlösung, sondern einfach ein Lebensbereich, den ich mir vorstellen konnte. Von der einen Seite der Barrikade auf die andere gewechselt (lacht).

Welches waren ihre Lieblingsfächer in Ihrer Schulzeit?
Als Jugendlicher habe ich Chemie und Mathe überhaupt nicht gemocht und Physik sehr gerne gemacht. Aber Deutsch und Geschichte haben mich immer schon aufgrund dieser Zusammengehörigkeit am meisten interessiert. Ein Buch kann ich nicht verstehen ohne den Hintergrund und andererseits aus der Literatur kann man soviel über die Geschichte erfahren.

Was denken sie darüber, dass viele Schüler sie für zu streng halten?
Ich sehe das zweiseitig. Strenge muss man ja dort anwenden, wo liebevolles Mühen kein Ergebnis bringt. Und gerade in den kleineren Klassen muss man, glaube ich, einem Teil nicht nur Spaß im Unterricht geben, sondern auch versuchen eine gewisse Selbstdisziplin beizubringen. Aber ich finde nach wie vor, es muss eine Mischung sein aus Respekt und Achtung, aber auch Vertrauen. Das kann ich bei 30 Leuten, die vor mir sitzen, nicht bei allen erreichen, aber ich kann es bei einem Teil erreichen. Wenn ich da meine Kleinen aus der Achten sehe, die mich liebevoll verfolgen und mir alles Mögliche erzählen, dann denke ich, dass es auch zum Teil gelingt.

Haben Sie ein Lebensmotto?
Klingt das zu flach, wenn ich sage „Carpe Diem (Nutze den Tag)“(lacht)? Also vor allem unter dem Aspekt, das, was einem jeden Tag begegnet nicht nur zu genießen, sondern vor allen Dingen, dass auf der anderen Seite einem klar wird, was einem scheinbar das Leben schwer macht nicht zu schwer zu nehmen. Klappt nicht immer aber immer öfter.

Was hat sie veranlasst die Schule zu wechseln?
Der Grund lag nicht bei mir. Beim Kant waren nur wenige Funktionsstellen besetzt. Dazu gehörte zum Beispiel der Fachbereichsleiter Deutsch und somit war diese Stelle doppelt besetzt. Da das Forster mehr Fachsbereichsleiter und auch den Direktor stellt, kommt es dazu, dass ich die Schule wechsele. Ich habe mir das Coppi dann beim Tag der Offenen Tür angesehen und verspürte ein angenehmes Klima. Ich finde das Coppi ist eine sehr interessante Schule und die Schüler lernen da ja richtig.

Was halten Sie von dem ganzen Fusionsrummel?
Diese Feindseligkeiten sind total überflüssig. Es wird nicht auf die Schüler Rücksicht geworden. Wenn ich jetzt rausgucke und sehe wie die Kleinen Tischtennis oder Basketball spielen und den grünen Hof... dieser Standort wird aufgegeben. Und das ist nicht schön.

Haben sich die Schüler verändert im Vergleich vor zu 20Jahren?
Sie sind anders geworden. Doch das kann man nicht den Schülern vorwerfen. Ihr Lebensumfeld hat sich dramatisch verändert. Sie setzen in anderen Bereichen ihren Schwerpunkt und sie verstehen erst später was wirklich wichtig ist. Es wird schwerer Inhalte zu vermitteln. Und besonders im Alter macht es mehr zu schaffen.

Wenn Sie im Schulsystem etwas ändern könnten – was möchten Sie ändern?
Kleinere Klassen, mehr Lehrer, die sich um die Schüler kümmern können, und dass die Eltern mehr eingebunden werden, auch wenn das gar nicht mehr zum Schulsystem gehört. Die Probleme der Öffentlichkeit verlagern sich immer mehr in die Schulen. Außerdem sollten moralische Werte im Beisein der Eltern vermittelt werden und nicht zur Aufgabe der Lehrer werden.

Welche Jahrgangsstufe unterrichten Sie am liebsten? Warum?
Vor zwei Jahren war es noch die SekII. Man steht auf einer anderen Ebene und kann mehr von sich preisgeben. Seit 2-4 Jahren unterrichte ich lieber die SekI, da man sie aufbauen kann und man mehr erreichen kann, denn in der Sek II hat man bereits fertige Persönlichkeiten vor sich. Man hat außerdem in der SekI die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum mit den Schülern zu arbeiten.

Klischee, Lehrer haben schönes Leben – Freizeit? Stimmt das?
Die Fachkombination PW-Deutsch-Geschichte ist schwerer als andere. Man muss ellenlange Klausuren korrigieren und hat so nicht viel Freizeit und gerade in der Abiturphase ist sehr stressig. Dann wäre da noch für einige die psychische Anstrengung, die viel Kraft kostet. Gut ist jedoch, dass man sich seine Zeit einteilen kann und man hat die Möglichkeit vormittags Schüler zu quälen (lacht).

Melina und c.s.

______________________
Melisse geht das so??

Durchlaucht Offline



Beiträge: 29

14.09.2008 13:46
#2 RE: Melina&Claudi: Herr Rietzelinterview Antworten

Erledigt!

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#3 RE: Melina&Claudi: Herr Rietzelinterview Antworten

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#4 RE: Melina&Claudi: Herr Rietzelinterview Antworten

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16.01.2023 22:14
#5 RE: Melina&Claudi: Herr Rietzelinterview Antworten

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